Domitilia - Katakombe
Die Katakombe, einer der weitläufigsten unterirdischen Friedhöfe Roms, entstand auf den Ländereien der Flavia Domitilla, der Nichte des Flavius Clemens
( Konsul 95 n. Chr.), die nach ihrer Verbannung auf der Insel Ponza starb.
Der Eingang liegt zwischen dem Piazza dei Navigatori und dem ersten Abschnitt der Via Ardeatina. Die Anlage besteht hauptsächlich aus zwei Stufen, teilweise verzweigt sie sich noch
auf ein drittes und viertes Niveau. Der älteste christliche Teil stammt aus der zweiten Hälfte
des 2. Jahrhunderts. In einer Krypta im zweiten Geschoß wurden Ende 3. Anfang 4. Jahrhundert die beiden Märtyrer Nereus und Achilleus beigesetzt, Papst Damasus verwandelte später die Krypta in eine kleine gemauerte Basilika, Papst Siricius baute diese wiederum zwischen 390 und 95 auf die heutigen Maße ( Länge: 31m , Breite: zwischen 17 und 21m ) aus.
Diese aus dem 4. Jahrhundert stammende Basilika konnte annähend rekonstruiert werden: Der
Fußboden befand sich etwa auf der Höhe des zweiten Katakombenniveaus, ihr Rücken ragte
aus der Erde. Die Basilika besaß einen vorgelagerten Narthex. Den Kirchenraum teilten zwei
Reihen von vier durch Bögen verbundenen Säulen ( Säulen und Kapitelle waren Spolien ) in
drei Schiffe. Das Mittelschiff, das ca. 20m lang und zwischen 8,50m und 10m breit ist, wurde
durch zwei Reihen großer halbrund schließender Fenster erleuchtet, es war höher als die 3,50m
bis 4m breiten Seitenschiffe, es endete in einer Apsis. Die Emporen befanden sich wahrschein
lich überhalb der Seitenschiffe. Der Altarraum wurde durch Schranken abgetrennt. Den Altar,
unter dem die Gebeine der Märtyrer ruhen, krönte feierlich ein marmorner Baldachin, die Säu
len, die diesen Altaraufbau trugen und eine von diesen das Martyrium des hl. Achilleus abbildet, konnten erhalten werden. Im 8.Jahrhundert wurde die Basilika ihrer ganzen Ausstattung
beraubt. Viele Jahre nachdem der Bau eingestürzt war, konnte die Basilika 1873-74 wieder
ausgegraben werden. In der Basilika kann man auch das Epitaph einer Christin Namens Antonia sehen, diese Grabinschrift zeigt den Anker, das Symbol des Kreuzes, und zwei Fische, die den Leib Christi symbolisieren. Hinter der Apsis der Basilika des hl. Nereus und Achilleus befindet sich das Cubiculum mit dem Arkosolium der Veneranda. Das sich hier befindende Lünetten
fresko, entstanden nach 356, läßt vermuten, daß hier auch die hl. Petronilla verehrt wurde und ihr Grab in der Nähe ist, es zeigt nämlich die verstorbene Veneranda an der Hand einer Jungfrau, die sie in die himmlischen Gefilde geleitet. Eine Inschrift bezeichnet die mit Tunika und
Pallium bekleidete Begleiterin als die hl. Petronilla. Die Wand der 1854 entdeckten großen
Treppe zwischen dem ersten und zweiten Katakombengeschoß schmückt ein Fresko, das einen
jugendlichen Schäfer mit Syrinx inmitten seiner Herde zeigt; die Szene wird durch vier Hügel
im Hintergrund beschloßen. Damit ist der Gute Hirte des evangelischen Gleichnisses gemeint.
Wolfgang Schneider