Die Sixtinische Kapelle
Sixtinische Kapelle


Schon von Anfang an stand die Gestaltung der Sixtinische Kapelle unter einem unglücklichen Stern, was sich sogar darin widerspiegelte, dass hierbei einige Menschen ihr Leben lassen mussten. So wurden z.B. beim Einsturz eines Eingangsbogens 4 schweizer Leibgardisten getötet.
Durch einen verrotteten Baumstamm in einem Nebengerüst stürzte dieses ein, und tötete 2 Gehilfen Michelangelos.
Beim Zumauern zweier Fenster sollen angeblich 4 Passanten von herabfallenden Steinen getötet worden sein.

Aber Michelangelo war solche Schicksalsschläge schon seit früh her gewohnt. 1481 stirbt seine Mutter, als er 6 Jahre alt ist, worauf sein Vater 4 Jahre darauf schon wieder von neuem heiratet. Nach mehreren Umzügen und einer Lehre lässt er sich 1505 in Rom nieder. 1506 wird er für die Deckenbemalung vom Papst berufen. Aber diese Arbeit lässt ihn auch auf andere Probleme stossen: Unregelmaessige Lohnzahlungen, Schimmelbildung auf Teilen seines Werkes (z.B. "Trunkenheit Noahs" etc.), eigene Krankheit und Todesfälle in der Familie. Ebenso bereitete ihm der Papst mit seinen unpünktlichen Zahlungen zur Materialbeschaffung Sorgen. So ist eine kontinuierliche Fortsetzung seiner Arbeiten nicht möglich. Im Februar 1511 erreichen all diese Umstände ihren Tiefpunkt, als der Papst an einem Kreuzzug teilnimmt und somit alle finanziellen Quellen versiegen. Für nahezu ein ganzes Jahr steht alles still.
Das Deckenfresko findet seine Vollendung schliesslich am Vorabend des Allerheiligentages 1512.
10 Jahre später vollzieht sich der oben genannte, unglückliche Zwischenfall, bei dem die 4 päpstlichen Leibgardisten ihr Leben lassen müssen.

Nochmals 6 Jahre darauf stirbt Michelangelos Bruder an der Pest. Im Krieg gegen die Medici wird Michelangelo zum Kriegsbauminister ernannt, um Verteidigungsanlagen zu bauen und muss sich nach der Kapitulation Florenz' für mehrere Monate verstecken. Doch Papst Clemens VII. vergibt ihm, wenn er dafür in seiner Arbeit an der Sixtinische Kapelle fortfährt.
1534 stirbt sein Vater im Alter von 90 Jahren, was Michelangelo dazu veranlässt, endgültig nach Rom zu ziehen, nachdem er zuvor nicht wusste, in welche Stadt es ihn zog.
Dieser Tod und der 12 Jahre später folgende Tod seines Gehilfen, mit dem er knapp 30 Jahre zusammen gearbeitet hat, schlägt sich deutlich auf seine Arbeit nieder, und er übermalt grosse Teile seines bisherigen Werkes.
Kurz vor seinem eigenen Tod setzt er wie in einer Vorahnung alles dran, sein Modell des Petersdoms zu vollenden und stirbt 1564 ebenfalls im Alter von fast 90 Jahren, nachdem er dem gesamten Innenraum der Sixtinischen Kapelle seinen künstlerischen Stempel aufgedrückt hat. Scheinbar so sehr, dass Daniele da Volterra kurz nach Michelangelos Tod beauftragt wird, Tücher über die Genitalien der Figuren in der Sixtinische Kapelle zu malen.
Am 10. März wird sein Sarg zurück in seine Heimatstadt Florenz gebracht und erst ein halbes Jahr später mit einer zweistündigen Totenrede beigesetzt.

1566 werden weitere Veränderungen an den Gemälden vorgenommen und schon 1572 die ersten Restaurationsarbeiten vollzogen, da erste Deckenrisse auftreten. Über 200 Jahre hinweg werden diverse Restaurationsarbeiten weitergeführt bis im Jahre 1797 Teile der Sintflut durch eine Explosion zerstört werden.
Seither haben sich weitere 4 Restauratoren an der Sixtinische Kapelle versucht, jedoch hierbei mehr überpinselt als eigentlich erneuert.

1980 schliesslich wird die grösste aller Restaurationsarbeiten angegangen. Von Grund auf werden sämtliche Bilder von den Übermalungen anderer Restauratoren und vom Schmutz der Jahrhunderte befreit. Dieses Unterfangen gestaltet sich schwieriger als zunächst angenommen, es wird bei der Vollendung am 31. Oktober (genau 400 Jahre nach der Fertigstellung des Deckengemäldes) jedoch sichtbar, dass diese Bemühungen nicht umsonst waren.
Michelangelo's Sonet für Giovanni da Pistoia


Claus Strecker und Levent Yasavul